Thursday, October 12, 2006

A Gun for Jennifer


A Gun for Jennifer (USA 1996)
Regie: Todd Morris
Darsteller: Deborah Twiss, Frieda Hoops, Tracy Dillon, Veronica Cruz, Sheila Schmidt, Benja Kay, Rene Alberta, Jill Avalon, Alan Gordon, Fatmir Haskaj, Eric Mabius, Arthur J. Nascarella, James O'Donoghue, Neil Ruddy, Carl Jasper, Joe Palister


Schon kurz nach ihrer Ankunft in New York wird Jennifer von zwei Punks angefallen und beinahe vergewaltigt. In letzter Sekunde wird sie von einer Bande Frauen gerettet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den männlichen Abschaum von den Straßen zu fegen. Da ohne Wohnung und Perspektive, schließt sich Jennifer den Frauen an. Nach einigen Kleingangstern, konzentriert sich die Bande auf einen mächtigen Mafioso, der in Kinderpornoskandal verwickelt war, aber dennoch freigesprochen wurde. Bei einem nächtlichen Mordversuch stirbt ein Polizist. Fortan werden die Mädels sowohl von Gangstern als auch von der Polizei gejagt...


„A Gun for Jennifer“ ist ganz in der Tradition von älteren Exploitationfilmen wie „Rape Squad“ oder „The Ladies Club“. In beiden Filmen geht es um eine Gruppe Frauen, die die Justiz selbst in die Hand nehmen und Vergewaltigern das Handwerk legen. Auch Parallelen zu Abel Ferraras „Ms. 45“ sind erkennbar.

Etwas kurios ist die Entstehung des Films. Hauptdarstellerin Deborah Twiss, die in einem Stripteaseladen arbeitet, musste sich so einiges von ihren Gästen gefallen lassen und in ihr eine Art Hass gegen diese Art von Klientel schürte. Sie erzählte Regisseur Todd Morris davon, der dies für eine gute Idee für einen Film hielt. Deborah schrieb das Skript, das in seiner ersten Fassung zu Dialoglastig war, aber von Todd noch umgeschrieben wurde. Finanziert wurde der Film anfangs von Todds Kreditkarten. Als klar wurde, dass dies nicht reichen würde, schob Deborah Extraschichten in der Go-Go Bar. Dort lernte sie auch einen Mann kennen, der für einen großen Japanischen Konzern arbeitet und den Film finanziell unterstützen wollte. Anfangs lief alles gut, bis sich rausstellte, dass der Geschäftsmann seine Firma um eine große Summe geprellt hatte. Was folgte war eine Klage der japanischen Firma gegen Deborah und Todd, die daraufhin einiges an Geld für einen Anwalt aufbringen mussten, aber letzten Endes freigesprochen wurden. Um den Film fertig zu stellen wurden wieder die Kredit Karten belastet.
Der ganze Aufwand hat sich gelohnt. In Frankreich lief der Film ziemlich erfolgreich und hat mittlerweile einen Untergrund-Kult-Status erlangt. Vollkommen zu Recht. Bislang hat der Film aber leider noch kein ordentliches Release nach sich gezogen.

„A Gun for Jennifer“ ist ein unglaublich harter, politisch unkorrekter, Selbstjustizstreifen, den man eigentlich eher in die Grindhousekinos der 70er Jahre ansiedeln würde. Das Skript ist hervorragend, nach und nach erfährt man etwas über die verschiedenen Charaktere, angefangen von den Bandenmitgliedern und ihre Intensionen, über Jennifer, die ebenfalls etwas verbirgt und über die Cops. Man merkt schon deutlich, dass Deborah Twiss mit ihrem Job als Stripperin nicht sonderlich zufrieden war. So werden in einer Szene vulgäre Gäste von den Mädels auf die Bühne gedrängt und verspottet. Auch in anderen Szenen wurde einiges an angestauten Aggressionen abgebaut.

Die Inszenierung ist ebenfalls sehr düster. Schauplätze sind hauptsächliche Stripclubs, Gangsterhöhlen, Müllkippen oder die dreckigen Straßen von New York. Dazu trägt bei, dass ein Großteil des Geschehens nachts stattfindet.

Inhaltlich wird der Film ziemlich flott und spannend erzählt. Die Shootouts sind allesamt recht gut in Szene gesetzt und auch von den Effekten her erstaunlich gut. Getoppt wird das Ganze in dem harten und sehr rohen Finale. Trifft einen ziemlich, wobei sich der leise Gedanke breit macht ob vielleicht nicht etwas zu dick aufgetragen wurde.

Man sollte nicht vergessen, dass es sich um eine Independetproduktion handelt, daher ist der Look des Films etwas gewöhnungsbedürftig. Umso mehr verwundert es, was für erstaunlich gute Darsteller in dem Film zu sehen sind. Allen voran Deborah Twiss als Jennifer, die sich gewissermaßen Selbst spielt. Der Rest der Girlie-Gang überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie. In der Rolle des Detective ist Benja Kay, die bis dato nur in kleineren Studentenfilmen zu sehen war und es leider auch nach dem Film zu keiner weiteren größeren Rolle gebracht hat. Das einzig etwas bekanntere Gesicht ist Arthur J. Nascarella, der in vor allem in diversen Hollywood Produktionen in Nebenrollen zu sehen war, wie z.B. Copland oder World Trade Center.

Letzterndes ist „A Gun for Jennifer“ ein harter Selbstjustizstreifen, mit gutem Skript und Darstellern. Klarer Geheimtipp.

8/10


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Monday, October 09, 2006

Hell Squad


Hell Squad (USA 1987)
AT: Angel`s Höllenkommando, Commando Girls, Commando Squad
Regie: Kenneth Hartford
Darsteller: Bainbridge Scott, Glen Hartford, Tina Lederman, Maureen Kelly, Penny Prior, Lisa Nottingham Kathy Jinnett, Loren Chamberlain, Kimberly Baucum, Delynn Gardner, Marvin Miller, Walter Cox Jace Damon, William Bryant, Frank Romano


Kurz nach dem Test einer super-duper-neuen-und-sehr-gefährlichen Atomwaffe wird der Sohn eines Diplomaten von noch viel gefährlicheren Terroristen gekidnappt. Deren Anführer verlangt das nötige Know-How um die Bombe selbst zu basteln, ansonsten muss die Geisel sterben. Normalerweise würde man sich in solch einem Fall an die CIA wenden, die mit gut ausgebildeten Spezialkräften anrücken würden, aber nicht hier. Jack, Berater des Botschafters, wendet sich an seine Ex-Freundin Jan, die in der Lage ist zwei dünne Bretter mit der Faust auseinander zuschlagen und somit mehr als überqualifiziert ist für den Job, und an einige Las Vegas Showgirls (!). Nach einer Woche Training im Reifen hopsen, Wände erklimmen, durch Röhren kriechen und natürlicher schießen werden aus den Showgirls 10 Stück ausgewählt, die besonders herausstechen. Erste Kritikpunkt an dieser Stelle: Das Mädel mit den größten Titten kam nicht in die nähere Auswahl. Was hat sich der Drehbuchautor/Produzent/Regisseur Kenneth Hartford nur dabei gedacht? Egal. Die Mädels werden also irgendwo in den Mittleren Osten geschickt. Wohin genau wissen weder der Zuschauer noch die Damen selbst. Getarnt als Showgirls (Wer hätte es gedacht) steigen sie in einem Hotel ab, das in Zukunft auch als Hauptkommandostützpunkt und Nacktbadezentrale dient. Da keiner genau weiß an welchem Ort der Diplomatensohn gefangen gehalten wird, werden erstmal wahllos ein paar Terrorristen-Versammlungsstätten über den Haufen geballert. Zwischenzeitlich werden die Mädels von einem bösen Scheich gekidnappt, der sich aber aufgrund seiner eigenen Dummheit ins Aus katapultiert. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn und so entdeckt auch das Hell Squad die Burg, inmitten eines Sees (Im nahen Osten? Aber sicher doch!), auf der sich der Diplomatensohn befindet. Die Befreiungsaktion verläuft unproblematisch und mittels eines Benzinkanisters wird so nebenher das komplette Anwesen abgefackelt. Ende gut, alles gut? Nicht ganz, denn in den Reihen der guten gilt es einen Maulwurf zu enttarnen.
Girls, Guns und eine selten dämliche Handlung. Das sind die drei Haupteigenschaften, die diesen Film ausmachen. Schon allein die Idee, dass Las Vegas Showgirls, ohne irgendwelche Spezialausbildung, im Nahen Osten Terrorristen bekämpfen ist schlichtweg genial.
Die Schauspielerischen Leistungen als mies zu bezeichnen wäre noch zuviel des Guten. Bei dem Grossteil der Terrorristen handelt es sich einfach nur um schlecht geschminkte Amis inkl. Falschem Bart und Handtuch auf dem Kopf. Einer von ihnen ist Marvin Miller (Der Erzähler, der US-Fassung vom Ur-Godzilla), der einen Ölscheich gibt. Ebenfalls sehr mies sind die Kampfszenen. Schlecht choreographiert, wobei meisten sowieso in die Luft geprügelt wird. Die Actionszenen sind auch eher mau. Immerhin fahren die Mädels einmal einen Panzer und jagen ein bisschen was in die Luft.
Klingt nach einem schlechten Film? Falsch, ganz im Gegenteil. Hell Squad macht einfach unglaublichen Spaß. Die Story wird flott erzählt und wartet durchgehend mit neuen Absurditäten auf. Die Mädels sind nur dazu da um ihre Rundungen zu präsentieren, denn nicht umsonst geht es nach jedem Einsatz gemeinsam in die Badewanne. Die Planscherei war ja immerhin auch Teil der Grundausbildung.

Hell Squad ist einer dieser Filme, die in so ziemlich jeglichen Belangen dermaßen mies sind, dass sie schon wieder gut sind. Mann muss schon einiges an Schlock durchwühlen um solche Perlen des schlechten Geschmacks zu entdecken.

8/10


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Sunday, October 08, 2006

Badi

Badi (Türkei 1983)
AT: Turkish E.T.
Regie: Zafer Par
Darsteller: Cengiz Sayhan, Tolga Sönmez, Orhan Çagman, Tuncer Sevi, Ani Ipekkaya, Yüksel Gözen, Erol Özkök, Neslihan Kuru, Serdar Seyhan, Gül Vergon, Coskun Gögen, Baris Pirhasan, Muzaffer Candan, Nuri Tug, Adil Dönmez, Barbaros Firildak, Ergun Ismail, Pembe Mutlu

Ein Außerirdischer landet auf der Erde und freundet sich mit dem türkischen Jungen Ali an. Ali und seine Klassenkameraden helfen ihm dabei, wieder zurück auf seinen Heimatplaneten zu kommen.

Inhaltlich orientiert sich der Film an Spielbergs E.T., kann aber aufgrund des geringen Budget zu keinem Zeitpunkt mithalten. Die FX sind mies bzw. gar nicht vorhanden. Als z.B. das Ufo landet sieht man nur drei Leute, die in den Himmel starren und von einem roten Licht angestrahlt werden. Badi (=der Außerirdische) sieht aus als hätte er die letzten drei Jahre auf einer intergalaktischen Müllkippe gelebt. Ich nehme mal an, dass ein Kind oder ein Zwergwüchsiger in dieses sehr schlecht ausgepolsterte Kostüm gesteckt wurde.
Die Logik und Szeneabfolge lässt einen auch mehr als einmal mit einem fragenden Blick und Ratlosigkeit zurück. Manchmal hat man den Eindruck als wäre die Szenenabfolge wahllos.
Die Szenen ohne Badi sind im Großen und Ganzen ziemlich langweilig, außer die, in der ein türkischer Vater seinen Sohn mit einem Kohlenzange durch die Wohnung jagt. Ein echter Brüller. Aber wenn der kleine, deformierte Gnom mal zu sehen ist, geht’s richtig rund. Absolutes Highlight ist die Traumszene von Ali, in der seine Klassenkameraden, sein Lehrer, Badi und er selbst in der Schule singen und tanzen. Das Ganze erinnert etwas an den Ententanz und ist so seltsam wie komisch. Die Szene in der E.T. nach Hause telefoniert wurde ebenfalls einfältig kopiert und etwas erweitert. Badi geht mit ein paar Kindern nachts (Wissen sie wo nachts ihre Kinder sind?) auf einen Rummelplatz, baut seine selbst gebastelte Apparatur, die aus einem Regenschirm und einer Weltkugel an einem Drahtgestell besteht, auf, sendet ein Funksignal los (mehr oder weniger) und betreibt danach, zur Freude der Kinder, den ganzen Rummelplatz. Aber als wäre das nicht genug strömen plötzlich ganze Horden von Kindern den Platz um an den diversen Fahrgeschäften teilzunehmen. Badi ist dabei mittendrin, beim Karussell fahren, Autoskooter oder Riesenrad. Sehr seltsam das Ganze.
Die berühmte Flugszene wurde ebenfalls kopiert, nur fliegen die Kinder diesmal über Istanbul.

Billiges E.T. Rip-Off mit einem unförmigen Außerirdischen, der auch schon mal gerne Pornohefte liest. Sieht man von etwas Leerlauf ab, kommt man einige wirklich grandiose Szenen zu sehen.

6/10

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Intikam Kadini


Intikam Kadini (Türkei 1979(
AT: Turkish I spit on your grave
Regie: Naki Yurter
Darsteller: Zerrin Dogan, Kazim Kartal, Cesur Barut, Rozi, Funda Gürkan, Meltem Işık, Yılmaz Kurt

Auf ihrer Flucht suchen vier Männer bei einer Familie Unterschlupf. Sie vergewaltigen, einer nach dem anderen, Zerrin und töten ihren Vater. Zerrin sinnt nach Rache, ändert ihr Aussehen und macht Jagd auf ihre Peiniger...


Wie schon das Original „I spit on your grave“, ist auch das türkische Remake „Intikam Kadini“ inhaltlich recht dünn, hält sich aber eng an die Vorlage. Da es sichtbar schwer gefallen ist, mit dem einfachen „Frau wird vergewaltigt und rächt sich an ihren Peinigern Prinzip“ 60 Minuten zu füllen, gibt es zwischendurch ein paar Softsexszenen, die wenig zur eigentlichen Handlung beitragen und das Ganze sogar noch ins Lächerliche zieht. So gibt sich Zerrin von dem Chef der Bande willig hin, nur um ihn dann später doch wieder umzubringen. Sinn? Die Szenenabfolge wirkt allgemein etwas wahllos. So darf die Gute zwischendrin sogar ein Liedchen trällern (vermutlich der einzige nicht geklaute Score), ohne den geringsten Bezug zur Handlung. Stammt ja schon I spit on your grave aus der Low-Budget Ecke, so wirkt Intikam Kadini noch eine ganze Spur billiger.
In der Rolle der vergewaltigten Frau ist B-Movie Ikone Zerrin Dogan zu sehen.

Überraschenderweise ist der Film sogar sehr freizügig. Viel Nudity und ab und an huscht auch ein Bär durchs Bild. Angeblich wurde Regisseur Naki Yurter deswegen festgenommen und musst versprechen keine solchen Filme mehr zu drehen.

Der Score dürfte so ziemlich komplett geklaut sein. Angefangen bei einem Gedudel, das mich an die TV-Serie Streethawk erinnert, über Something Stupid bis zu Penny Lane von den Beatles finden sich die diversesten Scores in dem Film. Einen Rape&Revenge Film mit Musik von den Beatles zu untermalen ist doch sehr skurril.

Turkploitation in Reinkultur. Geklaut und billig, aber sehr unterhaltsam.

6/10

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3 Mighty Men


3 Mighty Men (Türkei 1973)
OT: 3 dev adam
Regie: T. Fikret Uçak
Darsteller: Aytekin Akkaya, Deniz Erkanat, Yavuz Selekman, Teyfik Sen, Dogan Tamer, Mine Sun, Altan Günbay, Ersun Kazançel, Hasan Ceylan, Osman Han, Aysen Taskin, Mahmut Gülay, Ali Ekdal, Niyazi Vanli, Alev Bora, Cengiz Karabulut, Sönmez Yikilmaz, Nilgün Ceylan, Ihsan Baysal, Meziyet Nakkas, Mehmet Yagmur, Mustafa Özkaya


Spiderman, Captain Amerika und Santo in einem Film? Only in turkish cinema, where nobody cares about Urheberrechtsverletzungen.
Geklaut wurde natürlich noch mehr: So ziemlich der ganze Score dürfte aus westlichen Filmen und Serien entnommen sein und allgemein scheint hier alles sehr schnell zusammengeschustert worden zu sein. Schlampig geschnitten und öfters sind auch noch die Rollenenden zu sehen.

Inhaltlich scheint das Ganze mehr als wirr zu sein. Spiderman (hier mit kleinem Bierbauch) ist der Chef einer Verbrecherband und wenn er nicht gerade mit seinen beiden Bitches durch die Betten hopst, entführt er irgendwelche Leute und foltert sie zu Tode. Die Mordszenen sich durchaus originell: So wird gleich zu Beginn eine Frau verprügelt, bis auf den Kopf in der Erde verbuddelt und mit Hilfe eines Bootsmotors ihr der Kopf abgesäbelt. Einem anderen Gefangenen wird eine Art Glasrohr, in das zwei Ratten gesetzt werden, direkt vors Gesicht gehalten. Es handelt sich aber um keine normalen Ratten sondern um teuflische Killerratten, die darauf spezialisiert sind Gesichter abzufressen. Der gute Spiderman macht aber auch Hausbesuche. In bester Psychomanier, steigt er in eine Wohnung und ersticht ein Liebespaar unter der Dusche. So ein Treiben kann natürlich nicht geduldet werden, also mal flucks Captain Amerika und Santos engagiert, die den bösen Buben zur Strecke bringen sollen. Was folgt sind jede Menge Prügeleien und dazwischen etwas Handlung, die nicht weiter stört. Ab und an gibt’s auch ein paar Stripszenen was das männliche Publikum bei Laune halten dürfte. Allgemein ist die weibliche Cast sehr ansehlich. Die Kampfszenen sind überraschenderweise gar nicht mal soooo übel. Das Gekloppe von Santo mit drei Kung-Fu Meistern ist ziemlich gut (für einen türkischen Film) choreographiert und die letzten 15 Minuten wird quasi nur durchgeprügelt.
Jetzt denkt natürlich jeder: Spiderman, Spinnenkräfte, an den Wänden hochklettern, sich durch die Stadt hangeln. Aber weit gefehlt, unser Isnogood from Istanbul besitzt keine der zuvor genannten Fähigkeit. Schon die Kostüme dürften einen Großteil des Budget verschlungen haben, da bleibt dann unter dem Strich nicht mehr viel übrig für teuere FX. Spiderman besitzt allerdings andere, noch viel mysteriöse Fähigkeit: Er kann sich reproduzieren und duplizieren. Kaum ist über Jordan bzw. dem Tigris, taucht ein Ebenbild auf. Es kann also munter weitergekloppt werden.

Türkploitation at its best. Absurder Plot, geklaut und zusammengeschustert an allen Ecken und Enden und jede Menge Kloppereien. Gute Unterhaltung ist als garantiert.

7/10

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Aysecik in the Land of the Magic Dwarfs


Aysecik in the Land of the Magic Dwarfs (Türkei 1971)
OT: Aysecik ve sihirli cüceler rüyalar ülkesinde
AT: Turkish Wizard of Oz
Regie: Tunç Basaran
Darsteller: Zeynep Degirmencioglu ,Süleyman Turan, Metin Serezli, Suna Selen, Ali Sen, Mine Sun, Cemâl Konca, Sitki Sezgih, Ilhan Hemseri, Mürvet Issever, Aüszük Çudidifer, Semra Von Seda, Seyhan Gümüs, Ferdi Celep, Tayar Yildiz, Hari Turyut, Mehmet Asik, Salih Çarpar, Ali Abbas Bayer, Harun Atalay

Aysecik wird durch einen Tornado samt Haus in ein zauberhaftes Land, das von Zwergen bewohnt wird, befördert. Auf ihrer Reise begegnet sie einer Vogelscheuche, die sich ein Hirn wünscht, einem Blechmann, der sich ein Herz wünscht und einem feigen Löwen, der sich Mut wünscht. Zusammen beschließen sie den Herrn dieses Landes aufzusuchen, der in der Lage ist ihre Wünsche zu erfüllen. Eine böse Hexe versucht dies zu verhindern...


Türkische Remakes von großen Hollywoodproduktionen sind schon eine Klasse für sich. Diesmal hat es den Wizard of Oz getroffen, wobei als Vorlage die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahre 1939 gedient hat. Die Handlung ist so ziemlich die gleiche, nur wird die Geschichte deutlich flotter erzählt. Schon nach vier Minuten Laufzeit befindet sich Aysecik (gespielt vom türkischen Kinderstar Zeynep Degirmencioglu) im zauberhaften Land. Der Name OZ fällt, soviel ich das mitbekommen habe, zu keinem Zeitpunkt. Statt einer toten Hexe, magischen Schuhen oder einem Zwergendorf, wie man es aus früheren Verfilmungen kennt, gibt es hier nur ein paar Kindersoldaten, die, aus mir unerklärlichen Gründen, im weiteren Film noch einige Male auftauchen um unserer Heldin zu helfen, zu sehen. Aysecik zieht also durch das magische Land, das sehr stark an einen türkischen Wald erinnert und begegnet auf einem Feld der stockschwulen Vogelscheuche. Der homosexuelle Aspekt der Vogelscheuche kommt im türkischen Remake deutlicher rüber. Farbenprächtige Dekors oder dergleichen sucht man vergebens. Ganz im Gegenteil, die Hintergründe sind monoton und wirken auch des Öfteren sehr trist. Als Schloß des Zauberers bzw. der Hexe muss eine alte Burgruine herhalten. Dann werden noch flucks der Zinnmann und der Löwe eingesammelt, ein paar türkische Lieder geträllert und schon stehen die Vier vor dem Zauberer, der aus einem Totenschädel auf einem roten Tisch besteht. Der schickt unsere phantastischen Vier los die Hexe, die bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in Erscheinung getreten ist, umzubringen. Nun folgt eine der besten Szenen des Films überhaupt: Die Hexe taucht aus einem Schloss auf und um Aysecik zu verstecken (warum wird nicht näher erklärt) wird kurzerhand die Vogelscheuche gerupft. Irgendwie gelangt unsere Heldin dann doch ins Schloss, macht die Hexe nass, diese verpufft und die Vier bekommen vom Zauberer, der aussieht als käme er gerade von einem Kindergeburtstag, ihre Geschenke. Ende gut, alles gut? Von wegen: Aus nicht nähere erläuterten Gründen greifen feindliche gesonnen Höhlenmenschen unser Quartett, das ein Liedchen trällernd durch die Gegend hopst, an. Aber Hilfe naht: Plötzlich tauchen die anfangs erwähnten Kindersoldaten inklusive Kanone auf und bomben die bösen Neandertaler zurück in die Steinzeit. Das Finale dürfte bekannt sein. Der Zauberer verduftet ohne Dorothy äh ich meine Aysecik, aber zum Glück gibt’s ja noch die gute Fee, die an dieser Stelle auch zum ersten Mal auftaucht, und weißt Aysecik auf ihre Zauberschuhe, die auch hier zum ersten Mal Erwähnung finden, hin. Diese schlägt die Hacken ihrer silbernen Schuhe (wenigstens in diesem Punkt entspricht der Film der Vorlage) zusammen („There’s no place like Istanbul“) und ist wieder zurück in Kentucky oder eben der Türkei. Who knows for sure?
Ziemlich lustiger Film, wäre da nicht die ein oder andere Länge. Diese Gehopse durch den Wald wird auf Dauer auch etwas monoton und Vieles kennt man doch von der qualitativ besseren Verfilmung von 1939. Vor allem Leute, die die Vorlage nicht kennen dürfte es sehr schwer sein der Handlung zu folgen, mal ganz von der sprachlichen Barriere abgesehen. Woher kommt die Fee? Woher kommen die Zauberschuhe? etc.


Kindersoldaten, eine schwule Vogelscheuche, Steinzeitmenschen, das zauberhafte Land aka. somewhere in the turkish Pampa und noch viel mehr gibt es im türkischen Wizard von Oz zu entdecken. Es lohnt sich, trotz einiger Längen.

6/10

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